Meditation: Sinn oder Unsinn?

Antje Möller • Aug. 06, 2018

Meditation: Sinn oder Unsinn?

Treffen sich zwei alte Frauen, sagt die eine: „Mein Sohn meditiert neuerdings.“ Antwortet die andere: „Aha! Aber immer noch besser als rumsitzen und nichts tun!“ 😊

Mit diesem kleinen Witz möchte ich auch gleich mit meiner persönlichen Meinung einsteigen:

Ich denke früher haben die Leute vielleicht nicht direkt „meditiert“, aber sie haben, meist gemeinsam, meditative Arbeiten verrichtet, Handarbeiten wie stricken, sticken, schnitzen. Sie mussten bestimmt schwer arbeiten, aber abends im Familienkreis erzählten sie sich Geschichten, beteten oder sangen gemeinsam, vielleicht träumten sie auch von einer schönen Zukunft. Sie haben auf die Natur geachtet und im Einklang mit ihr gelebt.

Dann kam irgendwann der Fortschritt mit Fernsehen, Radio und Computer, was natürlich auch viele Vorteile brachte, aber damit auch eine Ablenkung und Entfernung von der Gemeinschaft, aber vor allem von sich selbst. Viele Menschen haben verlernt, sich auf ihre innere Stimme zu besinnen, sich zu fühlen, die eigenen Bedürfnisse zuerkennen, um sie erfüllen zu können.

Das Leben ist dadurch oberflächlicher geworden, die Gedanken kreisen dann darum, was war oder sein wird, was man hat oder nicht hat, was der Nachbar für einen großen Pool hat, obwohl er doch ein ziemlicher Depp ist….

Viele Menschen sind abhängig von ihren Handys, posten jedes Erlebnis auf Instagram oder Facebook…ich gebe zu, auch ich tue das oft 😉

Und heutzutage fehlt uns dann oft diese meditative Beschäftigung, weil wir ja sogar beim Autofahren Nachrichten hören, oder beim Essen den Fernseher einschalten. Ich möchte damit nichts verallgemeinern oder schlecht reden, aber ich denke das war in den letzten Jahren bei vielen der Trend.

Wichtig ist es, dass wir uns wieder auf das Wesentliche besinnen.

Was ist Meditation?

Zuerst mal fällt mir ein, was Mediation nicht ist, nämlich etwas zu wollen, zu erzwingen...überhaupt etwas zu machen. Sobald man sich mit dem Gedanken „Ich darf nichts denken, ich muss gedankenstill werden, ich muss meinen Geist beruhigen, oh Mist, wieder bin ich abgeschweift…“ ist man im Kampfmodus und meilenweit von einer wirklichen Meditation entfernt.

Schaut man sich jedoch zum Beispiel eine schöne Rose an, nimmt sich Zeit, berührt sie zart mit den Fingern, riecht ihren wunderschönen Duft, fühlt die Stärke ihrer Dornen… dann ist das Meditation.

Man ist absolut im „Hier und Jetzt“, mit allen Sinnen. Die Rose ist alles was zählt, alles andere ist nicht vorhanden…

Meditation ist Beobachtung, "Seinlassen", einfach sein. Anstatt zu Denken beobachtet man seine Gedanken, oder den Atem, oder man stellt eine Frage in den Raum und lässt sie sich ausbreiten… die Antwort kommt ganz bestimmt, manchmal sofort, vielleicht zwei Stunden später, oder dein nächster Traum beantwortet sie.

Meditation ist meiner Meinung nach genauso individuell wie die Menschen selbst und jeder kann nur selbst wissen und entscheiden, was ihm guttut. Der Eine geht 10 Minuten im Wald spazieren und ist dabei genauso im „Hier und Jetzt“ wie ein anderer, der täglich zwei Stunden im Schneidersitz meditiert. Es gibt nicht nur ein einziges Richtig, aber es gibt auch überhaupt kein Falsch.

Wenn ich Dr. Joe Dispenza zitieren darf:

„…Das tibetische Wort für Meditation bedeutet “vertraut werden mit“; und so verwende ich den Begriff „Meditation“ als Synonym für Selbstbetrachtung, Selbsterkenntnis und Selbstentfaltung. Wollen wir mit etwas vertraut werden, müssen wir uns Zeit nehmen, es zu beobachten…“(aus dem Buch „Ein neues Ich“ von Dr. Joe Dispenza , S. 227 3.Auflage 2013)

„…Das Sanskrit-Wort für „meditieren“ bedeutet „das Selbst kultivieren“. Diese Definition gefällt mir wegen ihrer Metaphorik besonders gut- man denkt hier an einen Garten oder Ackerboden…“ (aus dem Buch „Ein neues Ich“ von Dr. Joe Dispenza , S. 231 3.Auflage 2013)

Es gibt also viele Definitionen und viele haben auch ihre Berechtigung.


Warum ist Meditation wichtig?

Mein Vergleich ist vielleicht weit hergeholt, aber nimmt man einen Teebeutel mit wirkungsvollen Kräutern und übergießt ihn mit heißem Wasser, gleich darauf holt man ihn wieder heraus, taucht ihn wieder hinein, zieht ihn wieder heraus.

Vielleicht schmeckt am Ende der Tee ja trotzdem, aber seine ganze Wirksamkeit und seinen vollen Geschmack kann er nur entwickeln, wenn man ihn in Ruhe ziehen lässt. So ähnlich stelle ich mir das auch mit unserem Geist vor.

Wenn wir ständig von einer Tätigkeit und von einem Gedanken zum Nächstem springen, und vor allem, wenn wir bei unserem Tun schon wieder in Gedanken bei dem sind, was wir noch machen wollen, können wir gar nicht unserer ganzes Potential entfalten.

Meditation kann man kontinuierlich erlernen, als Kind wussten wir, wie es geht. Ein Kleinkind betrachtet alles ganz fasziniert, was es in die Finger bekommt, es riecht dran, steckt es in den Mund und ist absolut bei der Sache. In diesem Augenblick ist es nicht mit den Gedanken schon beim Einkaufen oder bei der Arbeit, sondern genau bei diesem Ding.

Was kann Meditation bewirken?

Meditation steigert das Gehirnwachstum und die Intelligenz, stärkt das Immunsystem, verlangsamt den Alterungsprozess, reduziert Stress und Ängste, verbessert die Aufmerksamkeit und Bewusstheit, hilft uns, Mitgefühl und universelle Liebe zu empfinden, macht uns also letztendlich glücklicher und gesünder. Das alles wurde in verschiedenen Studien und Tests nachgewiesen.

Durch Meditation kann der Mensch lernen, von einem Bewusstseinszustand bzw. einem Gehirnwellenzustand in den anderen umzuschalten, also zum Beispiel vom Betazustand in den Alpha-oder Thetazustand und somit sein Gehirn, seinen Körper und sein ganzes Leben umprogrammieren und verbessern. Das gelingt mit zunehmender Übung immer leichter.

Die einzelnen Gehirnwellenzustände bei Erwachsenen sind:

Betawellenzustand (13-50 Hertz): -Sinneseindrücke werden vom Neocortex verarbeitet, meist der ganz „normale“, alltägliche Zustand, logisches Denken kann manchmal schwerfallen, ebenso einen klaren Gedanken zu fassen, Gehirn ist aufs „Überleben“ fixiert.

Wenn ich einkaufen gehe, einen Bekannten dabei treffe und plötzlich nicht mehr weiß, was ich eigentlich brauche und überlegen muss, und der Einkaufszettel liegt zu Hause auf dem Küchentisch, ich glaube, dann befinden sich meine Gehirnzellen im Betazustand.

Alphawellenzustand (8-13 Hertz): - Man entspannt sich und richtet seine Aufmerksamkeit nach innen, dann kommt man in den Alphazustand.

Wenn ich z.B. in der Badewanne liege und Eros Ramazzotti höre, es duftet nach Schaumbad, ich bin total entspannt, meine Gehirnwellen befinden sich dann im Alphazustand.

Thetawellenzustand (4-8 Hertz): - in diesem Zustand kann man durch Selbsthypnose gut ins Unterbewusstsein vordringen

Diesen Zustand kann man z.B. bei der Atemmeditation erreichen.

Deltawellenzustand (0,5-4 Hertz): -meist Tiefschlafphase ohne bewusste Wahrnehmung, oder auch Trancezustand bei tiefster Meditation

Meditieren wir regelmäßig, lernen wir auch, die verschiedenen Gehirnwellenzustände zu unterscheiden und selbst herbeizuführen und somit ins Unterbewusstsein vorzudringen.

Wie kann man Meditation in den Alltag integrieren?

Meditation muss nicht lang sein, anfangs reichen 5 Minuten täglich und das kann man später steigern, sobald man eine feste Gewohnheit daraus gemacht hat. Nimmt man sich anfangs zu viel vor, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Innere Schweinehund uns zuflüstert: „so ein Quatsch, Zeitverschwendung…“

Fazit: Auch bei der Meditation gilt: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!


Wie,wann,wo meditierst du? Ich freue mich über deine Gedanken dazu....

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